Kappadokien oder "sprechende" Leggings trifft Pluderhose

Unterschiedlicher kann das Erscheinungsbild nicht sein, als in den touristischen Hotspots von Kappadokien mitten in der Türkei.

Den meisten Touristen wird der Unterschied nicht auffallen, werden sie vermutlich auf Schnellstraßen mit dem Bus dorthin gelangt sein. Fährt man aber durch die kleinen Dörfer, dann stellt man fest, dass schon im Gegensatz zu den Küstenregionen im Westen und Süden sich ein ganz anderes Bild von der Türkei zeichnen lässt. Waren anfangs noch deutlich westliche Einflüsse auch in kleineren Dörfern zu erkennen, überwiegt seit Anamur zunehmend das Bild einer traditionellen Türkei. In Kappadokien allerdings trifft sich dann wieder die Welt und so prallen für mich zeitweise zwei Welten aufeinander.

Waren nach Anamur sowohl Strecke als auch Landschaft noch mehr als abwechslungsreich, geht es heute gleich hinter Karaman 2,5 Stunden fast nur geradeaus. Nur wenige Kurven in durchgängig 1100 bis 1200 Meter Höhe durch eine trostlose, karge Landschaft. Nach 2,5 Stunden ändert sich das Bild jedoch wieder. Den 3069 m hohen schneebedeckten Küçükhasandağı, von den Menschen dort nur Hasandag genannt, auf der rechten Seite geht es zum 150 Meter tiefen Ihlara-Canyon. Etwa 50 Höhlenkirchen sollen dort vorhanden sein. Auf einem 3,5 km langen Teilstück, touristisch erschlossen und kostet somit Eintritt, befinden sich ein Teil davon, einige wenige mit interessanten Wandmalereien.

Ihlara-Canyon

Nach kurzer Recherche im Internet ist eine kleine Pension im Bergdorf Gunzelyurt gefunden. Mit der Pensionsinhaberin wird ein Preis ausgehandelt und sie scheint erleichtert, dass Heike ihr eigenes Zimmer bekommen soll und Peter und ich das andere. Nach einem kleinen Rundgang durch das Dorf haben wir den Eindruck, als sei unsere Ankunft niemandem verborgen geblieben.
Am nächsten Morgen nehmen wir in der großen Küche mit Kellergewölbe im Beisein des schon älteren, aber liebenswerten Besitzerehepaares unser Frühstück ein und machen uns bei frischen 12 Grad auf den Weg nach Göreme.

Die Zentraltürkei unterscheidet sich während der Fahrt zunehmend von den zuvor durchfahrenen Dörfern und Städten. Verfallene Lehmhäuser, mit Ausnahme der Durchgangsstraßen sind die sonstigen in einem schlechten Zustand, eine veränderte Bekleidung, ein ärmlicheres Ganzes bestimmen immer mehr das Bild. 
In Derinkuyu ist die Besichtigung einer unterirdischen Stadt ein muss. War es für mich bis dato nicht vorstellbar, wie es unter der Erde eine Stadt geben könnte, so war ich mehr als überrascht von der enormen Größe mit Ställen, Kirche, Gräbern und eigener Wasserversorgung. 1963 hatte ein Hausbesitzer beim Kellerausbau seiner Hauses plötzlich ein Loch geschlagen und dahinter dann die Gänge entdeckt. Auf insgesamt etwa 2500 Quadratmeter und 8 Etagen sollen vor ca. 4000 Jahren etwa 20000 Menschen gelebt haben. Ziemlich gebückt ging es teilweise durch Gänge die nichts für Klaustrophobiker sind, worauf am Eingang auch hingewiesen wird.
Ein absolut lohnenswerte Besuch.

Die erste von 2 Nächten in Göreme wird um 4.15 Uhr durch den Wecker beendet. Für ein Frühstück reicht die Zeit nicht mehr denn kurz danach wartet der Kleinbus vor der Tür und nach kurzer Fahrt ein Ballon. Bereits schon halb mit Luft gefüllt erreicht er wenig später seine volle Größe. Insgesamt 20 Personen sind wir im Korb, also voll besetzt, es ist aber nicht eng. Während der Ballon an Höhe gewinnt steigen ringsherum unzählige weitere Ballone in den Himmel. Ein wundervolles Schauspiel während vor aufgehender Sonne ringsherum bei der Betätigung der jeweiligen Gasbrenner die Ballone immer wieder wie flackernde Lichter in der Morgendämmerung erscheinen. Ein unglaubliches Bild in einem faszinierendem Landschaft. 

Am Nachmittag fahren wir die Gegend ab. Unter anderem besichtigen wir Zelve, eine erst 1953 nach einem Erdbeben verlassene Siedlung.

"Love-Valley"

Zelve

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