Ups....

Tag 40 - Portugal: Es hat mich eigentlich schon gewundert, aber heute hatte ich ihn. Meinen ersten Polizeikontakt in der Corona-Krise.
Entgegen der Wetterprognose regnet es nicht. Ganz im Gegenteil. Wolkenloser Himmel. Ich entschließe mich heute mal einen Strandtag einzulegen. Da ich aber bis zur kleinen Bucht von Carvoeiro 1000 Meter laufen müsste, ich die Bucht aber schon gesehen habe und die Algarve noch mindestens 2 bis 3 andere Buchten haben soll, entschließe ich mich nach 3 Tagen West-Algarve, übrigens nur ausgehend von meinem derzeitigen Standort, in Richtung Osten aufzubrechen. Da ich den Vormittag ziemlich verdaddelt hatte, komme ich erst gegen Mittag los. Macht nichts, dann eben nur bis Albufeira. Nicht weit von Carvoeiro entfernt befindet sich die "Praia de Benagil", die sich unter anderem durch interessante Höhlen auszeichnen soll, die man aber nur schwimmend oder mit einem Boot, vielleicht noch mit einem SUP o.ä. erreichen könnte. Aufgrund der derzeitigen Situation mache ich mir keine Hoffnungen mit einem Boot in die Höhlen fahren zu können und schwimmen, ach nee, dafür sind die Wassertemperaturen nun wirklich noch nicht geeignet. Als ich dann in Benagil ankomme bin ich allerdings überrascht. Die kleine Bucht wird eingerahmt durch beidseitig steil aufsteigende Felsen an deren beider Seiten sich der kleine Ort Benagil angesiedelt hat.
Am Hafen aber auch der Hinweis, wie es sein könnte......
Die Zufahrt zur Bucht, in einer Spitzkehre gelegen, ist mit Bauzaunelementen abgesperrt. Naja, kann man machen denke ich und fahre weiter. Kurz vor Ortsende auf der südlichen Seite ist der Parkplatz komplett abgesperrt. Allerdings stehen Baufahrzeuge im Seitenbereich und kleinere Absperrungen deuten auf jüngere Bauarbeiten auf dem Parkplatz hin. Ich parke in unmittelbarer Nähe und gelange dann über den Parkplatz zur Küste. Dort werde ich mit einem fantastischen Blick auf die steilen Felsen und einer kleinen, nur vom Wasser aus erreichbaren Sandbucht belohnt. Während meines Aufenthaltes auf dem Plateau begegne ich in der ganzen Zeit nur fünf weiteren Personen.
Ich fahre weiter, werde aber an zwei weiteren Buchten durch Absperrgitter an der Weiterfahrt zur jeweiligen Bucht gehindert. Auch an diesen prangen, wie schon am Bauzaun in Benagil, folierte Computer-Ausdrucke mit dem Hinweis "Fique em casa". Ich mache mich nach deutscher Lesart noch ein wenig lustig über die Schreibweise, bedeutet "em casa" übersetzt "Zuhause".
Als ich durch kleinere, überwiegend touristische Ansiedlungen fahre, in denen um diese Jahreszeit sicher selten Hochkonjunktur herrschen dürfte, in denen hier und da sogar auf kleineren Baustellen gearbeitet wird, ahne ich noch immer nichts. Als ich jedoch in den Randbereich von Albufeira, genauer an den langen, westlich von Albufeira gelegenen Sandstrand komme, fallen mir die menschenleeren Straßenschluchten zwischen den hohen, teilweise mehrere Stockwerke hohen Häusern auf. Ich stelle mein Motorrad ab und gehe zur etwa nur 100 Meter entfernt befindlichen Klippe mit Aussicht auf den Strand und dem bereits in Sichtweite liegenden entfernten Albufeira.
Ich spüre ein seltsames Gefühl in meiner Kehle. Nicht, dass es sich nach Abschnüren oder ähnlich krimihaften anfühlen würde, aber es hat trotzdem etwas gruseliges. Rundherum die scheinbar fensterlosen Häuser, in denen fast gänzlich alle Rollläden heruntergelassen worden waren, die aufgestapelten Stühle vor den Cafès und Restaurants und selbst die je nach Art der Recycling in unterschiedlichen Farben gehaltenen und im Wind hin und herflatternden leeren Müllbeutel, als seien sie gerade eben erst aufgehängt worden.
Ich stehe an der Abbruchkante der nicht besonders hohen Klippe und blicke auf den Strand. Nicht weit entfernt, aber in völlig gegensätzlicher Richtung, liegen ein Mann und eine Frau. "Ach was solls" denke ich mir, gehe die wenigen Stufen zum Strand hinunter und ein paar Schritte weiter lege ich mich an meinem ersten Strandtag auf meine Motorradjacke. Nach einiger Zeit entschließe ich mich, wie mittlerweile auch ein paar wenige an mir vorbeikommende Personen, ein paar Schritte am Strand entlang zu gehen. Nach einer Weile drehe ich um. Kurz danach bemerke ich einen an der Promenade etwa in meiner Höhe anhaltenden Streifenwagen und das beide Insassen im Begriff sind auszusteigen. Der Moment des schlechten Gewissens war gekommen, dennoch ging ich weiter ohne meinen Blick nochmal nach oben zu richten. Keine 50 Schritte später vernahm ich Rufe hinter mir und ich wäre naiv zu glauben, dass sie nicht mir gegolten hätten. Ich drehte mich um und gab zu verstehen, dass ich nicht verstünde.
Auf englisch erkläre man mir dann, dass der Strand gesperrt sei und ich diesen zu verlassen habe. Nachdem ich erklärte nur noch meine Sachen holen zu wollen fragte ich, seit wann dieses Verbot denn bestünde und erhielt zur Antwort, dass es seit dem heutigen Tage gelte. Nunmehr wurde mir einiges klar. Bis gestern waren noch alle von mir besuchten Strände oder Buchten ohne Beschränkung. Heute hingegen sah alles anders aus.
Auf dem Weg zu meinen Sachen erschienen wenige Minuten später zwei berittene Polizisten an der Promenade. Nachdem man per Trillerpfeife auf sich aufmerksam gemacht hatte obwohl das in meinem Fall nicht mehr erforderlich war, gab ich durch Zeichen zu verstehen, dass ich den Strand in einiger Entfernung verlassen werde.
Als ich meine Sachen erreicht hatte, hatte ich, obwohl weit und breit keine wie auch immer geartete Streife mehr zu sehen war, keine Lust mehr auf Sonnenbaden. Ich zog mich an, ging zu meinem Motorrad, hielt am nächsten noch offen Aldi-Markt an, kaufte ein paar Sachen, u.a. einen 3-Liter-Karton Vino Tinto und fuhr zurück in meine Appartement-Anlage. Sollte das jetzt eine neue Corona-Entwicklung in Portugal eingeläutet haben? Im Appartement überprüfte ich in der App des Auswärtigen Amts die Sicherheitshinweise für Portugal, konnte aber keine neuen Eintragungen feststellen.
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