Ich richte mich ein

Tag 38 - Portugal: Nach insgesamt 4 Tagen erhalte ich von der Rezeption der Appartement-Anlage die Information, dass das Restaurant geschlossen und somit kein Frühstück und Abendbrot mehr zu bekommen sein wird. Ich war dennoch froh hier gestrandet zu sein. 

Ein großzügiges Appartement, nicht mehr ganz modern, aber ausgestattet mit allem was man zum (Über-) Leben braucht, einer kleinen Küche, ebenerdig mit kleiner Terrasse, und Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung. Der Pool wird zwar gerade renoviert und zum Strand sind es auch knapp 1000 Meter, um dort zu liegen ist es jedoch meistens noch zu kühl, aber dafür ist es verhältnismäßig günstig. Mein Aufenthalt, so versicherte man mir, sei bis Ende März gesichert. Danach werde man sehen, ob die Appartement-Anlage vielleicht komplett geschlossen werden müsse. Nach wie vor scheine ich der einzige Bewohner zu sein. Da bei booking.com Reservierungen bis Ende März nicht, aber ab 4. April wieder möglich sind, bin ich guter Hoffnung, dass ich hier verlängern könnte.

Obwohl auch in Portugal der Ausnahmezustand ausgerufen worden war, scheinen sich mittlerweile doch wieder mehr Menschen auf den Straßen zu zeigen und sind auch wieder mehr Fahrzeuge unterwegs. Das offenbar führt wiederum zu Straßenkontrollen. Ich werde jedoch durchgewunken. 

Die Ziele meiner Ausfahrten sind die Küsten der Algarve. Gelegentlich fahre ich über Schotterpisten die einem Waschbrett ähneln oder hat mein Navi einen Weg ausgesucht, wo ich mir gestatte doch zuvor erstmal vorauszugehen um hinter der nächsten Kurve zu sehen, ob und vor allem wie es auf dieser Steigung überhaupt weitergeht. Obwohl ich ohne Gepäck unterwegs bin, habe ich großen Respekt vor diesen Steigungen und "Straßenverhältnissen" bekommen. Der Unfall in der Ukraine und auch der Umfaller in Braga haben "ihre Spuren" hinterlassen und dort in der Pampa möchte ich so etwas, zumal alleine unterwegs, nun wirklich nicht noch einmal haben.

"Ponta da Piedade", "Praia dos Três Irmãos", "Praia de Carvoeiro, "Praia de Benagil", "Cabo de São Vicente" an der Südküste oder an der Westküste "Praia da Bordeira", "Praia da Arrifana", "Praia de Monte Clerigo", "Praia de Odeceixe" heißen unter anderem meine Ziele. Da ich mir Zeit lasse, denn davon habe ich weiß Gott mehr als genug, fahre ich mehrmals in Richtung Westküste um mir so, auch immer auf anderen Wegen dorthin, die Zeit zu nehmen. Für den östlichen Bereich der Algarve habe ich in den kommenden Tagen und wenn es schlecht läuft Wochen noch genügend Zeit.

"Praia dos Três Irmãos"  

Das Wundervolle ist, dass, "Corona sei Dank", wenn man das mal so sagen darf, nirgendwo etwas los ist. Es ist, als sei man teilweise allein auf der Welt. Diese Einsamkeit hat man als Pauschaltourist nicht einmal mehr an den vermeintlich entferntesten Ecken der Welt, denn dort fahren dann die Busse mit ihrer Touristenfracht hin. Und auch hier, mitten oder besser gesagt am Rande von Europa herrscht im Sommer, vermutlich sogar um diese Zeit in normalen Zeiten, deutlich mehr Betrieb.

Entlang der Küste und auch an meinen Zielorten treffe ich immer mal wieder auf vereinzelte Wohnmobilisten aus unterschiedlichen Ländern Europas und gelegentlich Pkws mit portugiesischem Kennzeichen. Alles in Allem sehr überschaubar. Ein Wohnmobil aus Belgien sehe ich bei meinem zweiten Besuch an der "Praia da Bordeira" erneut. Es steht an der gleichen Stelle. Ein Hund liegt davor. Das Fahrzeug ausgerichtet mit Blickrichtung Atlantik. Wer kann es ihnen verübeln, zumal die Campingplätze auch in Portugal geschlossen worden sind.

"Cabo de Sao Vincente"  

Die "Letzte Bratwurst vor Amerika" hatte ebenfalls geschlossen                    

"Ponta da Piedade"         

"Praia da Bordeira"          

"Praia da Arrifana"              

Blickrichtung Nord und Blickrichtung Süd         

"Praia de Monte Clerigo"              

"Praia de Odeceixe"           

Und dann steht man an einer Klippe mit dem Blick übers Meer, genießt die unglaublichen Farben des hiesigen Frühlings und atmet die frische Seeluft, die nach über 4000 Kilometer wieder aufs Land trifft. Corona, Umwelt-und Luftverschmutzung, aber auch das Leben in einer ansonsten sauberen deutschen Kleinstadt fällt von einem ab, wenn man die Nase in den Wind hält. Schade, dass man das nicht in Flaschen füllen kann.

Heute war ich das dritte mal in Richtung Westküste unterwegs und jedes mal sieht es anders aus und fühlt es sich anders an, ja vertiefen sich die Eindrücke, die beim ersten Mal schon beeindruckend waren, aber von mal zu mal nachhaltiger erscheinen. Mir kommt der Vergleich mit einer Flasche guten Weines. Will man sich betrinken, dann trinkt man die Flasche schnell und restlos leer. Am nächsten Morgen wacht man dann eventuell mit Kopfschmerzen auf und kann sich nicht mehr an alles erinnern, geschweige denn, wie der Wein geschmeckt hat. Will man den Wein genießen, dann sollte man ihm und sich selbst Zeit geben.

In dieser Zeit ist es aber auch schön zu erleben, dass es, trotz aller Schwierigkeiten die diese Zeiten mit sich bringen und allen, insbesondere auch in Deutschland, einiges abverlangt wird, Menschen gibt, die sich, obwoh sie selbst sicher genug Sorgen und Schwierigkeiten haben, Gedanken darüber machen wie es mir hier in Portugal so ergeht und ob es mir gut geht. Es ist einfach ein schönes Gefühl.

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