Die Lage spitzt sich zu - auch in Portugal

Tag 31 - Portugal: Die Lage wird ernst. Portugal hat einen Tag nach Erklärung des Notstands den Ausnahmezustand ausgerufe. Ich habe gestern noch die Gelegenheit genutzt und etwas vom Land um mich herum "erfahren", aber es fühlte sich zusehends falsch an.

In Evora selbst war es noch nicht zu spüren, schien hier, eingeschränkt zwar, noch irgendwie Leben in der Stadt zu sein. Unterwegs aber war es, als wären Dörfer die ich durchfuhr ausgestorben. Waren Straßen Kilometer weit ohne Gegenverkehr.

Hielt ich an und schaltete den Motor aus, dann fehlten gänzlich alle Zivilisationsgeräusche (man denke dabei einfach nur an eine weit entfernt befindliche Autobahn). Selbst ein Wald ruft mehr Geräusche hervor als das, was ich dort auf einer Landstraße erlebt habe. Totenstille überall, außer Vogelgezwitscher. Mitten auf einer Art Bundesstraße und ich fühlte mich wie ein Störenfried. Obwohl zu diesem Zeitpunkt der Ausnahmezustand noch nicht verhängt worden war, schienen sich die Bewohner an die Vorgaben oder Richtlinien zu halten. Je länger ich unterwegs war, desto größer wurde mein schlechtes Gewissen. Alle halten sich daran, nur ich musste hier durch die Gegend fahren. In Evora angekommen waren dann aber wieder sehr vereinzelt Menschen und auch Autos unterwegs.

In Monsaraz, nicht weit von der spanischen Grenze entfernt, waren die Toiletten das Einzige was geöffnet hatte.

Im Hotel treffe ich auf Daniel, einen GS Fahrer, der etwa zur gleichen Zeit wie ich in Deutschland gestartet war, um seinem Traumziel Marokko näher zu kommen. Als er ankam, um nach Marokko überzusetzen, hatte Marokko kurz zuvor seine Grenzen geschlossen. Enttäuscht, wer will es ihm verhehlen, machte er sich auf den Rückweg über Portugal, um so wenig wie möglich in Spanien unterwegs sein zu müssen. Da wir beide in unterschiedlichen Richtungen unterwegs waren, hatten wir die Möglichkeit uns etwas auszutauschen. Dass er an der Algarve ein Zimmer in einem Hotel habe kurzfristig räumen müssen weil es geschlossen werde, beunruhigte mich dann doch, denn ich hatte noch immer keine Antwort auf eine Email von "meinem" Hotel erhalten. Entsprechend unruhig gestaltete sich die Nacht und ich war froh am heutigen Vormittag Kontakt und die telefonische Bestätigung meiner Buchung zu bekommen. Ich bin gespannt was mich erwarten wird.

Der heutige Tag ist eher von starken Regenfällen geprägt und von Überlegungen wie ich mit dieser Situation umzugehen gedenke. Erste Gedanken an ein Abbrechen, bzw. Unterbrechen der Tour kommen auf. Noch will ich mir nicht zur Gänze eingestehen, dass meine seit Monaten geplante Tour für dieses Jahr einem Virus zum Opfer gefallen ist.

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