Lissabon

Tag 28 - Portugal: In Lissabon habe ich eine Unterkunft etwas zu weit weg von den Sehenswürdigkeiten gebucht und so entschließe ich mich mit dem Bus zu fahren. Aber woher ein Ticket bekommen.

Am Bus lese ich kurze Zeit später, dass Tickets im Bus nicht verkauft werden. Da ich noch nicht gefrühstückt habe beschließe ich erstmal meinen Körper zu versorgen. In einem Café erfahre ich dann, dass das Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Corona sei Dank, umsonst sei, ich aber hinten einsteigen müsse. Bei allen Verkehrsmitteln, ob Bus, neuer oder auch den alten Straßenbahnen, sind die vorderen Bereiche mit "Flatterleine" abgesperrt worden, eine Kontrolle somit nicht möglich. Das kommt mir natürlich entgegen, denn zu den Top 10, die man in Lissabon gemacht haben sollte zählt unter anderem das Fahren mit der Linie 28.

An der Endstation angekommen stelle ich fest, dass es offenbar doch etwas gibt, was nicht geschlossen ist. Der Friedhof. Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen solchen Friedhof gesehen. Er ist aufgebaut wie eine richtige Stadt, eine Totenstadt oder, Achtung "Schlaubergeralarm", wie die Griechen sagen Nekropole. Durch das Tor in der "Stadtmauer" gelange ich, etwa in der erhöht liegenden Mitte, zur Kirche. Von dort zweigen Straßen ab. Boulevards, Allen, aber auch kleine Seitenstraßen bis hin zu Straßen mit "Wendeplatz". Die Gräber sehen fast allesamt Häusern ähnlich. Mit Türen, teilweise mit Fenstern darin und Gardinen dahinter. Manche geschlossen, mache geöffnet. Andere haben Blumenkästen an den Türen. Manche sehen hochherrschaftlich aus, andere wiederum schon leicht verfallen. Die Straßen tragen Namen, die Häuser Nummern. An den Stellen wo sich die Straßen und Wege kreuzen befinden sich wie bei einigen Kreisverkehren Monumente, Säulen oder anderes Zierende. Und als wenn das alles nicht schon seltsam genug erscheint, machen die teilweise am Straßenrand stehenden grünen Tonnen den Eindruck, als käme gleich die Müllabfuhr. 

Über allem liegt aber auch, so mein Eindruck, an bestimmten Stellen ein leichter Verwesungsgeruch.

Danach lasse ich mich einfach treiben. Leider hat nichts geöffnet, weder Museen, die Kathedrale noch der "Elevador de Santa Justa", der 1902 aus Stahl erbaute Fahrstuhl, der die beiden Stadtteile Baixa und Chiado verbindet. Selbst in der "LX Factory", eine Art Künstlerviertel auf einem ehemaligen Fabrikgelände, sind nur ganz vereinzelt Geschäfte geöffnet. Covid-19 lässt Lissabon zu einer Stadt werden, bei der man langsam den Eindruck bekommt als sei jeden Tag Neujahrmorgen.

Blick vom  Miradouro de Santa Luzia.

LX Factory

Kathedrale

 

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