Andere führen vielleicht Selbstgespräche

Tag 18 - Spanien: Im Augenblick lässt das Wetter nicht unbedingt Frohsinn bei mir aufkommen, denn schon am Morgen höre ich durch die geschlossenen Fensterläden Geräusche sie sich deutlich nicht nach frühlingshaftem Vogelgezwitscher anhören.

In Zeiten von Instagram und Co, in denen manche ihren „Followern“ alles mögliche „posten“, bis hin zu einer Milchpumpe in voller Aktion, weil ach, die Brüste ansonsten platzen (könnten), muss, nein darf ich einmal auch über mich lachen. Mir geht es allerdings nicht um platzende Brüste, sondern mehr um große Füße. Meine. Nein, ich werde keine Bilder einstellen. Versprochen.

Nach meinem Unfall im letzten Jahr habe ich mir aus Gründen der höheren Sicherheit festere Stiefel gekauft. Im Gegensatz zu Tourenstiefeln aus Leder sind diese extra verstärkt, etwas klobiger und man hat nicht ganz soviel Gefühl darin. Zumindest muss man sich daran gewöhnen. Ich zumindest.

Ich hatte ja schon davon berichtet, dass ich, gerade am Anfang auf jedes Geräusch und Verhalten meines Motorrades ganz besonders geachtet hatte. Dreimal war mir nun in unterschiedlichen Situationen aufgefallen, dass es beim Anfahren ein scheinbares „Anzugsproblem“ gab. Obwohl ich nämlich Gas gab, kam das Motorrad nur schleppend auf Touren. Nach wenigen hundert Metern war dann mit einem Ruck plötzlich wieder alles gut.

Vielleicht kann sich jemand vorstellen wie es mir ging: Ich begebe mich auf eine längere Reise mit einem Fahrzeug, das ich noch nicht lange kenne. Dann höre ich Geräusche, die fast einen Motorschaden bedeuten könnten und es stellt sich heraus, dass nur die Kette nachgespannt werden muss. Da wird jedes kleine Quietschen oder Klackern gleich zu etwas Größerem und dann plötzlich fehlt es zeitweise der Maschine an Power. Da kommen schon mal Fragen auf. Bei mir zumindest.

Ich gebe zu, dass platzende oder sagen wir mal fast platzende Brüste bei manchen einen besonderen, vielleicht sogar höheren Unterhaltungswert haben mögen. Bei mir waren es schlicht und ergreifend nur meine großen Füße in ebensolchen klobigen Stiefeln.

Ich hatte nicht gemerkt, dass ich mit dem rechten Fuß leicht die Fußbremse betätigt hatte. Zur Zeit gehe ich davon aus, dass das der Grund war und irgendwie hoffe ich das auch.

Impressionen von unterwegs

Irgendwann musste ich dann ja doch los. Aber bis auf zwei kräftige Schauer entwickelte sich der Tag doch tatsächlich mal in die richtige Richtung. Die geplante Strecke verlief durch die Berge im Landesinneren. Dunkle Wolken wohin man sah, aber auch Aufheiterungen. Als es auf immer schmaler werdenden Straßen sich langsam in immer engeren Kurven nach oben schraubte, da wollte der Himmel wohl was wieder gut machen. Alles hätte ich nämlich auf diesen Sträßchen, auf denen teilweise noch von den vorherigen Stürmen Strauchwerk und kleinere Steinabgänge herumlagen, gebrauchen können nur keinen Wolkenbruch. Ich kam trocken durch, legte in Gijon einen Zwischenstopp ein und erreichte am Nachmittag mein nächstes Übernachtungsziel Cudillero.

Gijon

Cudillero so las ich, läge am Jacobsweg. Tatsächlich sah ich den Einen oder die Andere bepackt mit dickem Rucksack und ich dachte so bei mir, was ich eigentlich die ganze Zeit rumjammere. Ich habe mir die Tour doch selbst ausgesucht, genau wie die Jacobsjünger, aber wenn die von einem Wolkenbruch heimgesucht werden, dann haben die richtig was davon. Ich kann wenigstens schnell bis zur nächsten Bushaltestelle und mich unterstellen.

Cudillero

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