Kasachstan

Vor dem Hotel in Astrachan spricht mich Tom aus München an. Seine 1200er BMW sah ich bereits auf dem Parkplatz stehen. Er wolle nach Atyrau in Kasachstan, also warum dann nicht gemeinsam ein Stück.
Nach einigen Kilometern gilt es eine kostenpflichtige Potonbrücke zu überqueren. An einigen Stellen dringt durch die Last der Lkws Wasser durch die Ritzen zwischen den Eisenplatten und und macht das Fahren zu einer teils rutschigen Angelegenheit. Die Grenze ist danach schnell erreicht.
Die Abfertigung auf russischer Seite geht relativ schnell. Die Frau im einzigen Container hat sogar ein Lächeln auf den Lippen. Ausreisewillige stehen dort mit völlig überladenen Dachgepäckträgern, einer sogar mit einem Sarg auf dem Dach, einen anderen werde ich später am Straßenrand mit einem Radproblem stehend wiedersehen.
Nach etwa 10 km durch Niemandsland komme ich an ein erstes kleines Grenzpostenhäuschen.
Bevor ich dem davorstehenden freundlich lächelnden jungen Grenzer meinen Pass überreichen kann, gibt er mir zur Begrüßung erstmal die Hand und nach einem kurzen Smalltalk einen kleinen Laufzettel. Vorbei an den wartenden Pkws, auch die Schlange der wartenden Lkws ist übersichtlich, stelle ich mich vor den ersten PKW, doch ein weiterer Grenzer signalisiert mir, dass ich bis unters Dach in den Schatten vorfahren solle. Dort erneutes Händeschütteln, Pass vorzeigen und sich anschließend in die kleine Schlange vor den Zollcontainer stellen.
Die beiden Beamten hinter der Scheibe scheinen ihren Spaß zu haben. Auf englisch die Frage nach dem Wohin und der Farbe meines Motorrades. Wenig später erhalte ich alles zurück und bin in Kasachstan. Welch ein Unterschied zur Einreise nach Russland.
Tom hat Probleme mit seiner BMW. Er wird den Tag damit verbringen sich um eine Reparatur zu kümmern.
Ich verlängere meinen Aufenthalt um einen Tag. Könnte sein, dass er meine Hilfe braucht. Ich bummel am Ural entlang, für manche ist er der Grenzfluss zwischen Europa und Asien, aber zu mehr bin ich bei der Hitze nicht bereit.
Ich fahre 440 km auf gutem Asphalt fast nur geradeaus nach Beineu, der letzten Stadt vor der Grenze nach Usbekistan, durch Steppe mit nur sehr seltener Bebauung. Kamele queren die Straße, Pferde grasen das Wenige was da zu sein scheint oder ziehen am Horizont entlang. Sie alle haben Markierungen, aber wohin gehören sie, wenn weit und breit kein Haus zu sehen ist!?
Gelegentlich komme ich an strahlend weiß schimmernden ausgetrockneten Flussbetten oder Seen vorbei, die einmal verbunden waren mit dem langsam, jährlich etwa 6-7 cm sinkenden Kaspischen Meer.
Am Nachmittag dann die Suche nach einem Hotel. In Beineu gibt es nur wenige. Die unfreundlichste Person in diesem Gewerbe die ich je gesehen habe treffe ich im ersten Hotel an. Im zweiten dann alles wie gewohnt. Es gibt noch zwei Zimmer und ich entschließe mich für das Doppelzimmer de Luxe.
Ich habe meinen anfänglichen Plan aufgegeben im Süden Kasachstans nach Osten Richtung Almaty zu fahren. Ich werde nach Usbekistan fahren. Meine Sorge, es werde dort allerdings nur sehr selten Benzin mit maximal 91/92 Oktan, geschweige denn 95 Oktan geben, scheint sich laut einiger Berichte zu bestätigen. Neben Gas und Diesel gibt es, wenn überhaupt, fast nur 80er. Laut der iOverlander App könnte es bei Nukus, etwa 520 km nach Beineu, eine Tankstelle mit 91er Benzin geben. Da mein Motorrad, im Gegensatz zu anderen Motorrädern nach meinen Informationen offenbar nicht elektronisch nachregeln kann, muss ich mir etwas einfallen lassen, will ich den Motor nicht beschädigen.
Behutsam und vor allem nicht im höheren Leistungsbereich fahren wäre da eine Maßnahme. Einen 2 Liter Ersatzkanister hatte ich bereits mit 98er gefüllt, es sollte also zumindest für die zurückzulegende Distanz eigentlich kein Problem sein. Ein Problem wird es aber werden, wenn die erste Tankstelle in Usbekistan nach etwa 450 km nur 80er Benzin haben sollte.
Morgen werde ich mir ein paar leere Wasserflaschen besorgen, diese zusätzlich mit Benzin füllen und dann auf den Koffern befestigen.
Ein weiterer wichtiger Punkt wird das Verstecken der Drohne sein, denn die Nutzung, der Kauf und der Import von Drohnen ist in Usbekistan seit 2015 verboten und soll an der Grenze auch kontrolliert werden. Ansonsten ist Entspannung angesagt.
Es wird also spannend.
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