Bishkek - reloaded

Das Warten auf das Ersatzteil und damit das Ende der Reparatur lässt auf sich warten.

Es mag abenteuerlich zumindest aber günstig sein mit einem der vielen Busse zu fahren, aber sie fahren dort, wo der meiste Verkehr unterwegs ist und deshalb habe ich mich für das Fahren mit dem Taxi entschieden. Mit der YandexGo-App ist das ziemlich easy. Mit dem Taxi zu fahren geht schneller und ist aus westeuropäischen Sicht verhältnismäßig günstig. Für die etwa halbstündige und ca. 10 km lange Fahrt zur Werkstatt beispielsweise habe ich gerade einmal 4 € bezahlt. Seit ich in Bishkek bin habe ich so einiges und manches davon mehrfach gesehen. Es wird Zeit den Horizont zu erweitern.

Weitere Impressionen von Bishkek
Auf dem "Osh-Basar
gebratene Schafsköpfe - hierzulande eine Delikatesse
Kurut - haltbar gemachter, getrockneter, leicht salziger Joghurt aus Kuhmilch
Junge beim Verkaufen von gekochtem Mais
es gibt einfach fast alles

Universität

Philharmonie, Rathaus, Universität
Philharmonie
Rathaus

Obwohl es kein Schnäppchen ist habe ich mich nun doch entschlossen mir einen Wagen zu mieten und werde damit die Gegend um Bishkek erkunden. Somit fülle ich nicht nur sinnvoll die Zeit, sondern auch ein eigentlich weißes Blatt auf meiner Tour. 

im Nirgendwo
im Ala-Archa-Nationalpark
Burana Minarett
Wenn Kirgisen Wochenende haben...
...gehört das Pferd dazu
Nahe der Grenze zu Kasachstan

Sommerliche Idylle am Yssykköl

Nachdem der erste Kontakt mit der kirgisischen Polizei überaus freundlich verlaufen war, ist der Grund des zweiten eher das Gegenteil.

Ich sitze erstmalig in einem kirgisischen Streifenwagen, der mich kurz zuvor auf der autobahnähnlichen Schnellstraße mit voller Rundumbeleuchtung überholt und angehalten hatte. 
Ich sage dem Beamten, dass ich kein russisch sondern nur englisch spreche, woraufhin er mir erst gestikulierend und dann mit der Übersetzer App erklärt was vorliegt und kritzelt dabei eine 3000 in seine Notizbuch. Ich sei zu schnell gefahren, 90 km/h seien erlaubt, und müsse dafür 3000 Som, umgerechnet etwa 32 € bezahlen. Dann kritzelt er eine 10000, etwa 108 € in sein Notizbuch und erklärt, ich hätte seine Anhaltezeichen missachtet. Es müsse nun ein Protokoll aufgenommen werden.

Die Vorwürfe entsprechen zwar annähernd dem tatsächlichen Sachverhalt, dennoch widerspreche ich ihm energisch. Seine Anhaltezeichen seien für mich nicht erkennbar gewesen und es fehle ein Beweis der Geschwindigkeitsüberschreitung. Dieser wird ihm dann nach einem kurzen Anruf auf sein Handy geschickt. Gemessen an den Lebenshaltungskosten in Kirgisien im Gegensatz zu Deutschland, 70 Cent für 1 Liter Benzin oder 1,80 € für 0,5 Liter Bier im Restaurant zum Beispiel, sind 32 € recht happig, verglichen aber mit Deutschland fast ein Schnäppchen. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich bereit bin die 3000 Som zu bezahlen aber mehr nicht. Nach einigem Hin und Her, und mit der Vorgabe ich sei Tourist und er wolle mir deshalb entgegenkommen, verlangt er nur noch 5000 Som.  Ich lehne erneut entschieden ab und halte ihm meine gekreuzten Handgelenke entgegen. Nachdem ich die 3000 Som bezahlt habe kann ich meine Fahrt fortsetzen. Ein Protokoll wurde nicht mehr gefertigt. 

Mein verdientes Abendessen

Ich sitze im Garten meines Lieblingsrestaurants und werde Zeuge, wie drei junge Frauen, offensichtlich nicht der kirgisischen oder russischen, aber der englischen Sprache mächtig, Fragen zu den im Grunde ausführlichen Erklärungen der in Englisch gehaltenen Speisekarte haben, sich scheinbar nicht entschließen können, im Weiteren immer wieder eine Bedienung heranrufen und damit inklusive Manager vier Mitarbeiter beschäftigen und am Ende doch das Meiste reklamieren. Ich bewundere die stoische Ruhe der Mitarbeiter.

Was die Reparatur des Motorrades betrifft steigt die Spannung und wie mir der Mechaniker dann am Abend mitteilt, Dank einer anderen Lichtmaschine, endlich auch wieder am Motorrad. Die Reparatur war offenbar erfolgreich. Morgen hole ich es ab und fahre dann kurz über die Grenze. Meine visumfreien 30 Tage laufen bald ab und ich brauche einen neuen Einreisestempel in meinem Pass und im Falle eines Falles könnte das Motorrad zollrechtlich für ein weiteres Jahr in Kirgistan bleiben.

Ich bin jetzt seit 18 Tagen in Kirgistan, es könnte also nun weiter-, im Grunde genommen endlich losgehen.

Als ich 2022 auf meiner Kaukasus-Tour in Armenien einen schweren Unfall hatte, waren zu meinem Glück Heike und Peter dabei, die ich in der Türkei getroffen hatte. Unabhängig von einander hatten Peter und ich ein Jahr später das Ziel über das Pamir Gebirge nach Kirgistan zu fahren. Peter ließ sein Motorrad über den Winter in Bishkek, ich meines in Osh. Die jetzige Panne und mein damit verbundener Aufenthalt in Bishkek führt dazu, dass sich unsere Wege erneut kreuzen und so beschließen wir Kirgistan und den Südosten Kasachstans gemeinsam unter die Räder zu nehmen.

Die Rechnung fällt relativ niedrig aus. Für Lichtmaschine, Lieferkosten aus Russland, neue Batterie und Arbeitslohn bezahle ich etwa 400 €. Noch kurz getankt und dann geht es zur Grenze. Einen neuen Einreisestempel bekomme ich, ein neues temporäres Einfuhrdokument jedoch nicht, dafür klemmt dann aber der Anlasser und saugt innerhalb kürzester Zeit die Batterie leer. 

Dann war es wohl doch nicht die Lichtmaschine. Noch zwischen den Häuschen der Grenzer und damit wenigstens im Schatten stehend wird ein Abschlepper organisiert und etwa 4 Stunden nach Abholung steht das Motorrad wieder vor der Werkstatt und vor einem sichtlich bedröppelten Mechaniker. Er macht sich sofort an die Arbeit obwohl er eigentlich bereits im Wochenende sein wollte und deutet an, dass er wohl auch am Sonntag arbeiten werde. 

Mein Vertrauen ist mittlerweile weniger in den Mechaniker, dafür um so mehr in mein Motorrad gesunken. Was kommt noch? Wie lange hält eine mögliche Reparatur und wo bin ich dann gerade. Bis dato hatte ich Glück. Was aber, wenn die nächste Panne mitten in der Pampa ist, im Nirgendwo, irgendwo in der Mongolei oder Kasachstan. Im letzten Jahr schon die Probleme und nun wieder. Ich denke darüber nach meine Pläne zu verändern. Sollte eine Reparatur erfolgreich sein, dann werde ich zusammen mit Peter wie beabsichtigt Kirgistan und Kasachstan bereisen. Möglich, dass ich danach und bei einer erfolglosen Reparatur sowieso, den Rücktransport des Motorrades nach Deutschland organisieren werde. Was dann kommen wird, wird die Zukunft zeigen, aber noch bin ich hier und noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. 

Und dann meldet sich der Mechaniker und teilt mir mit, dass eine Reparatur zeitnah nicht möglich sein wird. Damit wären die Würfel gefallen. Ich buche einen Rückflug nach Deutschland, leite den Rücktransport des Motorrades ein und dann bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als mich mit ein wenig Wehmut von Peter zu verabschieden.

Vielleicht sollte, vielleicht musste es so kommen. Wer weiß wofür es gut war. Trotzdem sehe ich die gesamte Tour noch nicht als beendet, sondern höchstens als verschoben an. Die Zukunft wird es zeigen.

Tags: Kirgistan