Nachdem ich im letzten Jahr meine Reise nach 280 km und drei Wochen mit einem defekten Motorrad beenden musste starte ich nun erneut und bin damit zum dritten Mal in Kirgistan.
Schon im Vorjahr hatte ich lange überlegt, ob ich es machen soll oder nicht, denn um in die Mongolei zu kommen gibt es für mich nur die Möglichkeit über Russland oder über China zu reisen. Da ich China nur als Transitland nutzen würde, unabhängig davon, dass China als solches schon eine Reise wert wäre, wären aber der Aufwand und die zwingenden Voraussetzungen für mich inakzeptabel. Ich müsste mir einen Führerschein und Fahrzeugpapiere in chinesischer Sprache besorgen, dürfte eine zuvor festgelegte Route nicht verlassen, bekäme einen Reiseführer oder besser einen staatlichen Aufpasser an meine Seite gestellt und müsste diesen und auch sein Fahrzeug bezahlen. Eine Reisegruppe würde sich die Kosten teilen und der "Reiseführer" hätte in einem der Fahrzeuge aus der Gruppe eine Mitfahrgelegenheit. Kurz gesagt, ein deutschsprachiges Reisebüro in China riet mir davon ab. Bleibt also nur die Alternative über Russland. Das Visum für Russland zu bekommen ist wie schon in den beiden Jahren zuvor erneut kein Problem, obwohl sich die Deutsche Post für die Zustellung 14 Tage Zeit lässt. Da mich mein Weg in die Mongolei, sowohl bei der Einreise als auch bei der Ausreise, durch Russland führt, entscheide ich mich diesmal jedoch für einen Gültigkeitszeitraum von 180 Tagen bei mehrmaliger Einreise. Das lässt mir genügend Spielraum, falls mal wieder etwas dazwischenkommen sollte.
Das Motorrad, das ich im letzten Jahr nach Deutschland hatte bringen lassen, ist repariert. Da der Termin für eine Hauptuntersuchung bereits 13 Monate überschritten war, bekam es bei dieser Gelegenheit auch gleich eine neue Plakette und befand sich seit Anfang Mai von Warschau aus nun wieder auf dem Weg nach Kirgistan. Wegen des Ukraine Krieges dauerte im letzten Jahr der Transport nach Deutschland fast 3 Monate und auch diesmal gibt es gleich zu Anfang des Rücktransports nach Kirgistan an der Grenze Polen / Belarus Hindernisse. Entgegen anderslautender Informationen und im Gegensatz zu früheren Verfahrensweisen, sei es an der Grenze zu Verzögerungen durch akribische Kontrollen und zur "Sicherstellung" von weit über 100 in den Koffern mitgeführter bzw. an den Motorrädern angebrachter Gegenstände gekommen. Wie alle anderen 15 Motorradbesitzer erhalte auch ich eine Email mit der entsprechenden Information und in der Anlage eine Gesamtauflistung aller Gegenstände in russischer Sprache. Man möge selber überprüfen welche Gegenstände die eigenen sein könnten. Anhand dieser Liste ist gefühlt einer meiner beiden Koffer fast leer, ohne im Grunde zu wissen was tatsächlich nicht mehr vorhanden ist. Es würden jedoch mindestens Teile der Campingausrüstung, vermutlich fast das gesamte Werkzeug, alle Ersatzteile und sogar das Erste-Hilfe-Set fehlen. Andere werden darüber hinaus z. B. noch ihre 31 Kugelschreiber, 15 Kontaktlinsen, 27 x Besteck, 2 Scheinwerfer, 20 Schnürsenkel, 7 Camping-Töpfe, aufblasbare Kopfkissen, 5 Tassen, 6 Action Kameras, 20 6-Kant-Schrauben, 4 Zigarren usw. vermissen. Ich habe die mir bis zum Abflug verbliebenen 10 Tage genutzt und für etwa 300 Euro die vermeintlichen Lücken gefüllt.
In Hannover um 15.30 Uhr gestartet sitze ich nun im Flugzeug nach Kirgistan. Der Flug dauert exklusive einer Zwischenlandung in Istanbul etwa 8 Stunden. Bei einer Zeitverschiebung von MEZ+5 Stunden werde ich um 7 Uhr Ortszeit in Bishkek landen. Ich bin gespannt ob ich so früh morgens schon mein Hotelzimmer beziehen kann und was ich mir in Bishkek noch kaufen muss, bevor ich dann hoffentlich ohne weitere Probleme wieder starten kann.