Slowakei

Tag 179 - Slowakei: Ungarn lief wie geschmiert und das sollte sich in der Slowakei fortsetzen. Am Nachmittag wollte ich in Polen sein. Ich rechne mit etwa 3 Stunden Fahrt.
Grenze Ungarn/Slowakei
Doch die wird jäh durch einen Streifenwagen gestoppt. Da hatte ich offenbar ein Schild übersehen. Da rauscht man so durch Gegend, da rauscht der Fahrtwind unterm Helm, da kann man schon mal in eine Radarfalle rauschen. War dennoch eine nette Begegnung, obwohl es trotz eines 50% Rabatts noch ganz schön weh getan hat. Den Videofilm konnte man mir allerdings nicht zur Verfügung stellen. Danach fahre ich gesittet weiter, möchte meine Urlaubskasse nicht über Gebühr belasten.
Unterwegs halte ich an einem Restaurant, mache eine kleine Mittagspause und danach geht es weiter. Etwa 15 km vor der polnischen Grenze setze ich in einem Ort zum Überholen von zwei Fahrzeugen an, die scheinbar vor einem Zebrastreifen gewartet hatten und gerade wieder anfahren. Dabei sehe ich zu spät, dass der vordere Wagen blinkt und in dem Augenblick nach links abbiegt, als ich auf seiner Höhe bin. Ich versuche zwar noch auszuweichen aber der rechte Koffer kracht in den vorderen Kotflügel. Nach einer kurzen fast extasischen Hin- und Herbewegung stürzen Mensch und Maschine auf den Asphalt. Da liege ich jetzt und der Schädel brummt, was allerdings zur vorangegangenen Aktion im totalen Gegensatz steht, denn sie war hirnlos.
Ich habe mich danach noch ein paar Mal gefragt wie es dazu kommen konnte und warum ich den Blinker so spät gesehen habe, denn die 21-jährige Fahrerin hatte geblinkt, zumindest als ich bereits knapp hinter ihr war. Dann rappel ich mich, mittlerweile umringt von einigen hilfsbereiten Passanten hoch und höre schon die Sirenen. Die Polizeiwache ist nicht weit entfernt. Dann kommt der Krankenwagen und die Feuerwehr. Meine Sorge gilt aber mehr meinem Motorrad und dem Inhalt eines Koffers, der noch auf der Straße liegt. Später werde ich feststellen, dass nicht ein Teil fehlen wird. Ganz im Gegenteil.
Diana kommt hinzu und spricht mich mit leicht sächsischen Akzent auf deutsch an. Sie sei gerade auf dem Weg zum Einkaufen und von einem der Polizisten den sie kenne angesprochen worden, ob sie vielleicht übersetzen könnte. Na und wie. Hier scheint niemand englisch zu sprechen. Diana, die Göttin der Jagd, wird zu meiner Glücksgöttin. Sie vermittelt zwischen Rettungssanitäter genauso wie bei den beiden Ärzten im Krankenhaus. Die meinen dann nach kurzer Untersuchung, dass alles in Ordnung zu sein scheint und ich mir die 157€ für das CT bis morgen aufsparen könnte, sollte sich mein Zustand bis dahin verschlechtern. Dann bekomme ich die Hände verbunden, weil ich, selber Schuld, keine Handschuhe getragen hatte und muss lediglich 10, 36 € bezahlen. Da ich nur einen 20-Euro-Schein habe holt Diana ihr Portemonnaie heraus und bezahlt ungefragt. Ich gebe ihr meine 20€ und sie möge vom Rest zusammen mit ihrem Mann Eis essen gehen. Erst lehnt sie ab, dann nimmt sie den Schein. Diana ist Rumänin und mit einem Deutschen verheiratet.
Dann kommt nochmal die Polizei ins Krankenhaus. Ich bezahle 20 € Strafe und gemeinsam fahren wir zu meinem Motorrad, dass beim Abschlepper noch auf dem Wagen steht. Alle meine Sachen sind auch da, selbst ein Stück von der Windschutzscheibe. Im Großen und Ganzen hatte ich wohl Glück.
Ein Stück aus der Windschutzscheibe ist herausgebrochen, der Tankschutzbügel ist auf der rechten Seite nun fast restlos verbogen, die Tankverkleidung hat einen Riss und alle drei Koffer sind verzogen und lassen sich nicht mehr schließen, ist an zweien je ein Bolzen abgerissen, die ich dann aber in einem der Koffer finde. Die Polizei hat offenbar alles was sie finden konnte eingesammelt, was die Bolzen betrifft Gott sei Dank, Hier und da ein paar Schönheitsschrammen. Ich würde den Schaden auf 2000-2500€ schätzen, wenn ich es über eine Versicherung abrechnen könnte. Jetzt muss repariert werden und das will der Abschleppunternehmer für 50€ machen. Ich glaube da fast nicht dran, aber keine 6 Stunden nach dem Unfall rollt das Motorrad wieder von der Ladefläche. Windschild und Tankverkleidung sind natürlich nicht repariert, aber Sturzbügel sitzt wieder einigermaßen und alle Koffer sehen fast aus wie neu, ja lassen sich aufgrund der beiden wieder angebrachten Bolzen problemlos verschließen. Der Abschleppunternehmer hatte mir zwischendurch für schmales Geld ein Zimmer in einer Pension besorgt und fährt mich hin und will mich morgen auch wieder abholen.
Nach einer Dusche gehe ich zu einem Italiener in der Nähe, lecke meine Wunden und gönne mir eine Pizza und ein großes Bier.
Ich habe etwas unruhig geschlafen, aber unter den Umständen relativ gut. Das Umdrehen machte Probleme, denn die Verspannungen bzw. ein Gefühl wie Muskelkater im gesamten rechten Schulterbereich und die Prellung an der rechten Hüfte waren unangenehm. Das rechte Knie ist geschwollen, macht aber keine großen Probleme. Nur den rechten Handrücken muss ich im Auge behalten, denn die Schürfwunden sehen nicht gut aus. Um die Ecke gibt es meinen Lieblingsdiscounter und das Frühstück ist gesichert. Um kurz vor 10 Uhr holt mich wie vereinbart der Abschleppunternehmer ab, fährt mit mir noch bei einer Apotheke vorbei und übersetzt beim Kauf von Verbandmaterial und Desinfektionsmittel. Dankend nehme ich dann bei ihm noch einen angebotenen Kaffee an, bepacke das Motorrad und stelle nach den ersten vorsichtigen Metern fest, dass ansonsten soweit alles heil zu sein scheint, lediglich der Lenker liegt in der oberen Verschraubung nur minimal nicht mehr in der Flucht. Damit kann ich weiterfahren. Die Grenze oder das, was man dafür halten könnte ist dann auch schnell erreicht und schon bin ich in Polen.
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