Mani-Halbinsel der Wehrtürme

Tag 155+156 - Griechenland: Meine Computermaus braucht eine neue Batterie. im Minimarkt, mehr ein größerer Kiosk, versuche ich mein Glück und werde gefragt "Wieviel?". Der Inhaber nimmt eine Verpackung, fummelt sie auf und nimmt eine Batterie heraus. Ich bezahle 75 Cent. Zuviel? Nicht viel, was hätte ich mit den anderen machen sollen?

Auf dem Weg zur Halbinsel Mani, dem Mittelfinger des Peleponnes, lasse ich Sparta links liegen und fahre Richtung Süden kurvenreich durchs Gebirge, die vegetationsarme Kuppe des 2407 Meter hohen "Profitis Ilias", dem höchsten Berg auf dem Peleponnes, fast immer in Sicht. Nach etwa einer Stunde Fahrt geht die asphaltierte Straße, wie so oft in den Bergen, in Schotter über. Meistens waren es nur ein paar kleine Straßenabschnitte, aber darauf hoffe ich diesmal vergeblich.

Ich befinde mich aus einem Gebirge kommend auf der Abfahrt mit Spitzkehren. Gepaart mit Schotter sind das nicht gerade meine Lieblingsstraßen und werden sie es auch diesmal nicht. Nebenbei bemerkt stelle ich fest, dass man sich nicht darauf verlassen sollte ob man auf einer sogenannten "weißen" oder einer "gelben" Straße unterwegs ist, denn hier ist alles "weiß". Streckenweise bin ich im Schneckentempo und schleifender Bremse unterwegs, denn jede Bremsung kann das Vorderrad in den Schotter hauen, wodurch das Motorrad nur noch begrenzt manövrierfähig wird. Einen Umfaller möchte ich mir hier mit Sicherheit nicht einfangen. So geht es eine Ewigkeit immer getragen von der Hoffnung, dass bald wieder eine Asphaltstraße kommen müsste. Dort wo sich Schatten bietet halte ich an um mir und dem Motorrad eine nur kurze Pause zu gönnen. Denn nicht mal das Absteigen wäre sicher. Ich trage aufgrund der täglichen Temperaturen seit einiger Zeit keine Handschuhe mehr. Auch diesmal nicht. Ich bin dermaßen am Schwitzen, dass ich mir die Hände zwischendurch immer wieder an meiner Hose abwischen muss um die Griffe noch sicher greifen zu können. Dann sehe ich ein paar Häuser und ein gräuliches Band das zu ihnen führt. Die Zivilisation scheint zum Greifen nahe. Nur noch um die nächste Kehre. Nur nur durch die nächste Senke und dann nur noch eine Schräge hinauf, die nicht für Motorräder gemacht worden sein kann. Als ich auf dem kleinen Dorfplatz ankomme, habe ich für die letzten 6 km eine halbe Stunde gebraucht und gefühlt 2 Kilo Körpergewicht allein durch Wasserverlust verloren. In der kleinen Taverne trinke ich eine Cola. Eine junge Frau kommt vorbei und scheint die einzige englisch sprechende Person in dieser Einsiedelei zu sein. Von ihr erfahre ich, das von den drei aus dem Dorf herausführenden Straßen nur eine als Asphaltstraße weiterführt. Mein Bedarf an Schotter ist für heute gedeckt und ich entscheide mich für die Asphaltstraße, auch wenn sie einen langen Umweg bedeutet, aber das Ankommen wenigstens garantiert.

Und dann sehe ich von oben aus den Bergen kommend wieder das Meer mit seinen unterschiedlichen Grün- und Blautönen, begleitet vom Wechselbad der Düfte. Nehme ich zweitweise die heiße, nach Kräutern duftende Luft wahr, ist es hinter dem nächsten Felsen zum Beispiel der Weihrauch wie in der katholischen Kirche. Apropos. Ich habe insgesamt vier verschiedene Autos gesehen an denen ein Pope am Steuer saß. Immer saß auf dem Beifahrersitz ein Junge und ich stelle mir die Frage, was es neben dem Glauben wohl noch für Unterschiede gegen mag zwischen einem katholischen Geistlichen und einem orthodoxen und ich stelle fest, dass ich im Grunde nicht viel weiß über andere Religionen.

Am Meer angekommen gestaltet sich dann die Suche nach einer Unterkunft etwas schwierig. Erstmalig auf meiner Tour werde ich nun nicht mit geschlossenen Hotels oder Pensionen konfrontiert, sondern mit belegten. Zwar sind immer noch einige geschlossen, aber da auch in Griechenland Urlaubszeit ist, sind am Meer die Kapazitäten schnell erschöpft. Als ich nach der vierten Absage und schon im nächsten Ort soweit bin, dass ich weiter nach Areopoli fahre, einer kleineren Stadt aber vermutlich mehr Möglichkeiten nur ohne Meer, sehe ich eine Putzfrau vor einem Haus, das, keine 100 Meter vom Meer entfernt, ein Gästehaus sein könnte. Ich halte an, frage und habe Glück. Meine Sachen sind schnell abgeladen und das Handtuch herausgeholt und nicht lange und ich "erfrische" mich im lauwarmen Meer. 

Mani, eine Halbinsel des Peleponnes mit einer eigenen blutrünstigen Vergangenheit (Vendetta), aber ich bin nicht hier um auf den Spuren einen mörderischer Vergangenheit zu wandeln, sondern möchte nur etwas von der Gegend "erfahren", denn sie soll sehr schön sein. Was allerdings schnell auffällt ist die Bauweise der neueren Wohnhäuser. Auf Mani werde ich einige einzeln stehende aber auch in kleinen Dörfern eng zusammenstehende alte Wehrtürme sehen, die aus der Zeit der Vendetta stammen und den Familien Zuflucht geboten hatten. Diese Bauweise findet sich fast überall auf Mani wieder. So mischt sich Altes mit Neuem und man glaubt sich zumindest architektonisch in die damalige Zeit zurückversetzt.

Bei Pirgos Dirou soll man bei einer Bootsfahrt die Grotte von Glyfada besichtigen können. Ein Reiseführer sprach vollmundig von einer der schönsten Tropfsteinhöhlen der Welt. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen, obwohl ich nicht zum ersten Mal eine der schönsten Tropfsteinhöhlen der Welt gesehen habe. Ich löse mein Ticket (Erwachsene 15€, ermäßigt 10€) nachdem ich erfahren habe, dass die ganze Tour etwa 25 Minuten dauern wird und gehe auf Geheiß eines Ticketkontrolleurs durch einen in Fels gehauenen Tunnel eine Treppe hinunter und bin auch schon in der Höhle oder besser gesagt im Hafen. Hier liegen kleine Boote mit Sitzbänken umringt von Stalagmiten und Stalaktiten. Eine Familie mit 2 Kindern und ich steigen in eines der Boote und werden dann von einem Bootsführer durch niedrige und schmale Tunnel, unterbrochen von gelegentlichen Erhöhungen, teilweise gestakt, teilweise gepaddelt. Nach etwa 300 Meter, so stand es an der Kasse, kommen wir an eine Anlegestelle und verlassen das Boot. Ein zweites ist uns bereits auf den Fersen. Jetzt sollen noch 1200 m Fußweg folgen. Mir kommt es deutlich weniger vor und tatsächlich, nach etwa 25 Minuten sehe ich wieder das Sonnenlicht. Die Zeitangabe scheint auch das Einzige zu sein, was stimmt. Wenn man die Angaben bei Wikipedia vergleicht, Bootsfahrt 2800 Meter und Fußweg 300 Meter, dann hat man den touristischen Bereich offenbar erheblich eingeschränkt. 

Über Mezzapos, wo die Fischerboote mit Kränen zu Wasser gelassen werden sollen, wovon ich allerdings weder Fischerboote noch Kräne sehe, fahre ich nach Gerolimenas, ein wirklich nettes kleines Örtchen an einer Bucht eingerahmt von hohen Felsen, in dem ich eine kleine Pause einlege. Vathia liegt nicht weit entfernt. Aufgrund seiner Lage, auf einem kleinen aber hohen, relativ spitz zulaufenden Felsen, wirkt es wie ein Spitzhut und ist bereits von weitem zu sehen. Dicht an dicht stehen in dem kleinen Bergdorf die Wehrtürme.

Ich fahre durch eine vegetationsarme Gegend in der die Braun- und Beigetöne in der sommerlichen Hitze überwiegen, weiter in Richtung Süden bis die Straße an einem Parkplätz endet. Von hier hätte ich die Möglichkeit zu Fuß über eine Bergkuppe bis zum Leuchtturm zu wandern, aber aufgrund der Temperaturen erspare ich mir dieses schweißtreibende Erlebnis, sondern setze mich wieder auf mein Motorrad und lasse mir stattdessen den streckenweise heißen Wind um die Nase wehen. Immer an der Küste entlang geht es nach Gythio, nachdem ich in Pirrihos und Himara keine der angeblich vielen alten Wehrtürme mehr gesehen habe und finde ein Hotel unmittelbar an der Hafenpromenade, wo ich den Tag ausklingen lasse.

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