Montenegro

22. April: Ich fahre über die Tara und damit über den zweitgrößten Canyon der Welt oder anders, ich überquere die Grenze von Bosnien Herzegowina nach Montenegro bei Šćepan Polje, über eine mit längst verlegten Holzplanken und vom Regen leicht schlüpfrigen Brücke.
"Wahrzeichen" von Gacko
Nachdem ich das Derwisch-Kloster hinter mir gelassen habe fahre ich weiter bis Gacko, einer grenznahen Stadt zu Montenegro, die sich durch Tageabbau und Kohlekraftwerk auszuzeichnen scheint, aber ich wähle nicht den nahem Grenzübergang, sondern der meiner Meinung nach etwas spektakulärer gelegene bei Šćepan Polje. Schon 2020 sah ich diesen Grenzübergang von Montenegro aus, nahe der Stelle, wo mir die Action-Kamera gestohlen und wo sie wenig später "wiedergefunden" worden war. Nordwärts durch das bergige Hinterland fahrend muss ich allerdings einige Kilometer vor der Grenze einen weiten Bogen fahren um die nächste Brücke überquerend, die folgende, sich in einem schlechten Zustand befindende Straße zur Grenze nutzen zu können. Unglaublich, dass auf dieser Straße 2020 noch Trucks die Holzbrücke überquert hatten.
Bei mittlerweile wieder Dauerregen fahre ich, entgegengesetzt wie 2020, in Richtung Nikšić. In Plužine finde ich für schmales Geld eine Unterkunft mit schnuckeligem kleinen Restaurant, in dem der Inhaber selbst Jazz-Musik auflegt. Absolut empfehlenswert. Beim zweiten Bier bekomme ich bereits einen Teller Pommes Frites serviert. Nachahmenswert. Das später dann georderte Lamm ein Genuss.
8 grad und ziemlich neblig, so soll es heute nach Skopje in Nordmazedonien gehen. Etwas ambitioniert vielleicht aber zu schaffen.
Gestern war nicht mein Tag. Als ich am Abend zuvor in Pluzine angekommen war musste ich feststellen, dass ich meine Festplatte in Mostar vergessen hatte. Ich gestern also wieder nach Bosnien, Festplatte holen und wieder zurück Richtung Montenegro. Ich wähle einen kleineren Grenzübergang, um allerdings vom Grenzbeamten zu erfahren, dass es sich um keinen internationalen Übergang handele. Ich also in weitem Bogen zum nächsten und finde dann etwas später in Niskic eine Bleibe. 500 km im Grunde für fast nix, außer meiner Festplatte eben.
Und da starte ich also von Niksic aus bei geringer Sicht nach Pluzine, denn von dort wollte ich bereits gestern durch den Durmitor-Nationalpark. Vor 2 Jahren nahm ich die nördliche Route, diesmal soll es die südliche werden. In Pulzine noch schnell tanken und den Tankwart einer Eingebung folgend fragen, ob die Straße offen sei. "Oh. No. No. It's in the mountains." Diese doch recht drastische Erklärung gepaart mit passender Mimik lässt keinerlei Zweifel in mir aufkommen mich nicht an seinen Tipp halten zu wollen. Also 40 km wieder zurück.
Je höher ich in die Berge fahre desto mehr lichtet sich der Nebel und steigen die Temperaturen. In greifbarer Nähe zu den schneebedeckten Bergkuppen des Durmitor geht es an Zabljak vorbei und wenig später entlang der Tara Richtung Kosovo.
Bei 24 Grad entschließe ich mich dann zur Anzugserleichterung, hätte aber noch warten sollen, denn wenig später geht es stetig bergauf. Kurvig schraubt sich die Straße im gleichen Verhältnis nach oben wie die Temperaturen wieder abnehmen. Das graue Band der Straße schlängelt sich durch eine Schneelandschaft. Schnee engt die Fahrbahnbreite ein, Schmelzwasser quert den Asphalt.
Ich überlege noch, ob ich mich wieder wärmer anziehen sollte, stehe plötzlich vor einer Grenzstation. Die eigentliche Grenze ist noch einige Kilometer entfernt und ich erfahre, dass ich etwa 10 km durchs Niemandsland fahren muss um den Grenzposten des Kosovo zu erreichen. Dort erhalte ich, wie bereits 2020, für 10 Euro eine Versicherung und dann geht es auch schon Kurve um Kurve wieder aus den Bergen bei zunehmend steigenden Temperaturen und weg von Schnee und braun-grau Tönen des bergigen Winters hinein in den Frühling.
Etappenverlauf
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