Mirror-Eggs

Ostersonntag - Die Jacke geht gerade noch zu. Sie spannt. Am Bauch. 2-3 Kilo weniger könnten es schon sein, aber diesmal ist es anders.

Ich öffne die Vorhänge und ein wolkenloser Himmel strahlt mir entgegen. Es könnte also ein wundervoller Tag auf dem Motorrad werden. Könnte, wäre da nicht die Temperaturanzeige die minus 0,5 Grad anzeigt. Also ziehe ich an was die Koffer an wärmenden so hergeben. Hätte man das Michelin Männchen noch nicht erfunden, so stünde es geradewegs vor mir im Spiegel.

Um 9 Uhr bin ich auf der ansonsten fast leeren Straße. Im katholischen Italien bereitet man sich vermutlich gerade auf den österlichen Kirchgang vor oder liegt noch in den Federn. Vorbei an Schneeresten am Fahrbahnrand oder präparierten Skipisten auf denen die ersten Skifahrer bereits unterwegs sind, geht es über den eher unscheinbaren Kreuzbergpass Richtung Slowenien.

Viel zu spät, weil wieder einmal unterschätzt, komme ich an meiner Unterkunft in Rakek, mit Motorradgarage und Pizzeria an. Beim Frühstück werde ich gefragt ob ich ein Ei möchte und wie ich es gerne hätte. Da mir in diesem Augenblick richtigerweise "mirror-egg" definitiv falsch erscheint, antworte ich "scrambled eggs". Beim nächsten mal werde ich dann mal ein "Fried egg" bestellen.

Im Gegensatz zum vorherigen Tag werden es heute entspannte 160km bei zwar kühlem, dennoch sonnigem Wetter. Ich fahre zur weltgrößten, 800 Jahre alten, nie eingenommenen mittelalterlichen Höhlenburg, der Burg Predjama, verzichte aber bei 17€ Eintrittsgeld auf eine Besichtigung.

Meine Fahrt führt über kleine Seitenstraßen nach Cabar. An der kleinen Grenzbrücke zu Kroatien überquere ich die dort noch mehr oder weniger als Bach verlaufende Kulpa, die auf etwa 100 km Länge den Grenzfluss zwischen Slowenien und Kroatien darstellt.

Kurz den Personalausweis gezeigt, fahre ich etwa 35 km nicht selten direkt am langsam breiter werdenden Fluss entlang. Bei Brod na Kupi überquere ich erneut die Grenze und folge dem Fluss nunmehr auf der slowenischen Seite meist an einem kilometerlangen Zaun mit Nato-Draht entlang, den Slowenien 2015 zum Schutz gegen Flüchtlinge errichtete. 

Nachdem ich erneut die Grenze nach Kroatien überquert habe, treffe ich, diesmal ziemlich entspannt, an meiner Unterkunft in der Altstadt von Karlovac ein.

Karlovac

Etappenverlauf

Tags: Slowenien