"Alter Schwede"

Tag 226-230 - Schweden: Schon bald hinter der Grenze werde ich bereits an die Verkehrsverhältnisse in Deutschland herangeführt, denn hier fährt man zügiger als in Norwegen und ist auch der Fußgänger keine Heilige Kuh mehr.

Allerdings sehen die Verkehrszeichen zum Großteil anders aus als in Deutschland, ja anders als in allen anderen europäischen Ländern in denen ich unterwegs war. Alle Gefahr- und Vorschriftszeichen, also alle dreieckigen und alle runden die bei uns rot-weiß sind, sind in Schweden, mit Ausnahme des Stoppschildes, gelb-rot. Das wirkt schon recht bunt, da Umleitungs- oder Baustellenschilder inklusive derer, die eine Beschreibung beinhalten, in einem knalligen Orange gehalten sind. Es gibt aber noch Begrenzungsbaken und die Richtungspfeile in oder vor scharfen Kurven, denn die sind in den schwedischen Nationalfarben gehalten. Diese Farbpalette sorgt nicht nur für Abwechslung, die Schilder knallen einem schon fast in die Augen. Busse, insbesondere Schulbusse und auch Fähren sind übrigens auch in gelb.

Wenn man aus Norwegen kommt, zumindest geht es mir so, dann kann die Landschaft in Schweden nicht mehr sonderlich interessant sein. Fjorde wie ich sie in Norwegen gesehen habe gibt es nicht, bzw. nur noch in kleineren und niedrigeren Ausführungen, was aber nicht bedeutet, dass es keine Felsen gibt. Es handelt sich dabei mehr um Schären, viele unterschiedlich große Felsinseln, auch Schärengärten genannt und auch die Ufer sind überzogen mit glatten, oftmals auch wulstigen Felsbrocken, die von weitem betrachtet im ersten Moment manchmal aussehen wie Hirnmasse oder Rindernieren. Smögen, Lysekil und Kungshamn, sind zum Beispiel Orte, die teilweise auf Felsen, bzw. in den Schärengärten liegen. Nicht selten sehe ich Vorgärten die, anstelle einer Rasenfläche, komplett aus einem flachen Felsen bestehen, was natürlich die Anlage einer Terrasse und das Rasenmähen erleichtert. Das Ortsbild wird somit stark durch das Vorhandensein der jeweiligen Felsbrocken bestimmt. Je näher ich aber Richtung Göteborg komme wird das Land flacher, verschwinden zumindest im Landesinneren die größeren Felsen und fahre ich durch weite Wälder oder an landwirtschaftlich genutzten Flächen und Bauernhöfen vorbei.

Nachdem ich die Grenze passiert habe verändert sich auch die Bauweise der Gebäude. Sah ich in Norwegen mit Ausnahme in größeren Städten überwiegend Holzhäuser, wie auch hier auf dem Land kleinere Ansammlungen von Gebäuden, diese aus überwiegend in Schwedischrot und Weiß gestrichenen Holzhäusern bestehen, sehe ich bereits in kleineren Orten mit einer gewissen Infrastruktur, und sei es nur eine Bushaltestelle, vermehrt auch Gebäude aus Stein. Kirchen beispielsweise meine ich keine einzige aus Holz gesehen zu haben.

Hier allerdings scheint Blau die Lieblingsfarbe zu sein.

Das Erste was ich mir ansehe sind südlich von Tanumshede die zum UNESCO Welterbe gehörenden Felsritzungen aus der Bronzezeit. Die Felszeichnungen, die zum besseren Erkennen mit roter Naturfarbe nachgezeichnet worden sind, liegen teilweise nur wenige Meter von der Straße der O 914 entfernt zwischen den Bäumen. Der Eintritt ist umsonst. Ins nahe gelegene Museum gehe ich dann allerdings nicht mehr.

In Smögen, wo ich am Hafen in einem Fischrestaurant zum Mittagessen einkehre und in Kungshamn ist saisonbedingt nicht mehr viel los, haben touristisch orientierte Geschäfte und Lokale bereits geschlossen. Nur in Lysekil ist eine ältere Frau die nackt ins Wasser des Luft- und Kurbades steigt das einzige "Highlight".

Smögen

Lysekil

Auf der weiteren Fahrt muss ich vier mal die Fähre benutzen, die zeitlich offenbar aufeinander abgestimmt sind, da sie jedes mal schon warten und wenige Minuten später bereits ablegen. Mit Ausnahme einer Person auf der Brücke sehe ich keine weiteren Beschäftigten. Alles geht automatisch bzw. wird offenbar von dieser Person gesteuert. Ampeln an Bord zeigen an, wann wer auf den bis zu 5 Fahrspuren zuerst von Bord darf. Da es kein weiteres Personal zu geben scheint habe ich auch niemanden gesehen der die Kennzeichen einscannt. Offenbar sind die Fähren umsonst. 

In Kungälv möchte ich eigentlich die als imposant angepriesene und nie eingenommene Festung aus dem 14. Jahrhundert besichtigen, aber sie ist komplett gesperrt. Bei einem kleinen Bummel durch den alten Ortskern mit seinen Holzhäusern am Stora Torget und an der Västra Gatan bekomme ich dann aber wenigstens noch einen kleinen Eindruck einer typischen schwedischen Kleinstadtidylle.

Bohus Festung

Ich habe in Falkenberg übernachtet und beschlossen, nachdem der Besuch einer Bekannten in Dänemark um ein paar Tage verschoben werden muss, eine Runde in Schweden zu drehen, die eigentlich nicht mehr vorgesehen war.

Altstadt von Falkenberg

Ein Hinterhof

Ich fahre auf die andere Seite von Schweden nach Åhus, wo ich auch übernachte. Für eine Besichtigung der "Absolut Vodka"-Fabrik ist es leider schon zu spät, denn eine Busladung verlässt gerade das Firmengelände, als ich auf meinem Altstadtrundgang vorbei komme. Am Haupteingang steht unter dem Firmenname der Zusatz "Pernod Ricard". Im Internet lese ich später, dass der schwedische Staat 2008 die Firma für 5,83 Milliarden Euro an Pernod Ricard verkauft hatte.

Von dort soll es dann über "Glimmingehus", der besterhaltenen Burg in Skandinavien aus dem Mittelalter nach "Ales Stenar" bei Kaseberga, einer aus der Wikingerzeit stammenden und aus 58 Granitblöcken bestehenden, ein Schiff darstellende Markierung gehen. Bevor ich in Malmö dann mein Nachtlager aufschlage, hoffe ich in Ystad noch ein paar Spuren von Henning Mankell oder wenigstens von Kurt Wallander zu finden. 

Und dann wird fast alles mal wieder anders, weil ich den Hinterreifen flicken muss. Das Gute daran ist, dass ich es merke als ich in Åhus losfahre und dass es nicht regnet. Einmal um den Block und schon stehe ich wieder auf dem Parkplatz meiner Unterkunft. Ein Nagel hatte den Weg in den relativ neuen Reifen gefunden. Muss wohl so sein.

Nach zwei Stunden starte ich um eine Erfahrung reicher dann endlich Richtung Glimmingehus. Rein komme ich allerdings nicht, denn das geht nur während einer geführten Tour und die ist schon drin. 

Das mit den Granitblöcken wird dann auch nichts, weil ich keine Lust und Zeit habe in der Gegend rumzuwandern, denn ich hatte nicht nur die zwei Stunden fürs Flicken verloren, sondern mir an der stürmischen Küste viel Zeit gelassen und das Motorrad auch mal stehen lassen.

In Ystad mache ich Kaffeepause und laufe ein wenig durch die Innenstadt. Von Henning und Kurt sehe ich natürlich auch nichts. Weil ich im Gegensatz zu Malmö in Ystad keine günstige Unterkunft finde, fahre ich über Trelleborg meist in Sichtweite zum Meer weiter nach Malmö. Es ist schon dämmrig als ich am Hotel ankomme. An einem Samstagabend ist dann auch in der Innenstadt von Malmö nicht mehr viel los, trotzdem brauche ich die Zeit eines Spazierganges für mich. Ein Absackerbierchen und dann gehe ich zurück ins Hotel. Morgen will ich nach Dänemark.

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